Das Dutzend ist voll: Zum 12. Mal hat die Christiane Herzog Stiftung den Christiane Herzog Forschungspreis vergeben– erneut im Rahmen der Deutschen Mukoviszidose Tagung im November 2020, aber Corona-bedingt erstmals virtuell.

Der mit 50.000 Euro dotierte Preis geht an Dr. med. Simon Gräber für sein Projekt: „Funktionelle Charakterisierung, pharmakologische Modulation und Geno-Phänotyp Korrelation seltener CFTR Mutationen“. Das Forschungsvorhaben von Dr. Gräber, Assistenzarzt an der Charité – Universitätsmedizin Berlin und Fellow des BIH Charité Clinician Scientist Programms, zielt darauf, auch für Mukoviszidose Patienten mit seltenen Mutationen eine wirksame Therapie zu finden. Zugelassene Medikamente, aber auch in der Entwicklung befindliche CFTR-Modulatoren sollen individuell im Labor an Zellen der Patienten getestet werden. Langfristig soll damit die personalisierte Medizin in der CF-Versorgung etabliert werden.

Foto: Andreas Süß/Stiftung Charité

Gerade in diesem Jahr hat Dr. Gräbers Forschungsthema besondere Relevanz: Im August wurde erstmals ein Medikament in Europa zugelassen, das als CFTR-Modulator die Funktion des bei Mukoviszidose beeinträchtigen CFTR-Kanals verbessern kann – und zwar für die in unseren Breiten häufigste der CF-Mutationen Delta F508. Diese Nachricht hat viele elektrisiert. Bei aller immer gebotenen Vorsicht und Sachlichkeit macht das neue Mittel große Hoffnungen. Für eine seltene Krankheit wie Mukoviszidose ist die ambitionierte Entwicklung einer Medikamentengruppe gelungen, die am Basisdefekt – der mangelnden Funktion des Chloridkanals CFTR – ansetzt. Allerdings werden nicht alle Mukoviszidose Betroffenen davon profitieren können: Das schon an sich seltene Krankheitsbild der Mukoviszidose geht auf ca. 2000 verschiedene Mutationen des CFTR-Gens zurück – und darunter gibt es solche, die so selten sind, dass sie bislang wenig erforscht sind und für die es auch noch keine medikamentöse Therapie gibt. Diesen „verwaisten“ Mutationen wendet Dr. Gräber seine Aufmerksamkeit dazu. Dabei wird ihm der Christiane Herzog Preis helfen.

Mit dem Preis will die Christiane Herzog Stiftung wir nicht nur hoffnungsvolle Projekte im Bereich der Mukoviszidose-Forschung fördern. Es geht auch um Anerkennung für Menschen, die ihre Forschertätigkeit und damit einen wichtigen Teil ihres Berufslebens dem Kampf gegen die Mukoviszidose widmen. Wir wissen: Schon jetzt ist der Fachkräftemangel im Bereich Mukoviszidose eklatant. Ein letztes Jahr im Auftrag des Mukoviszidose e.V. erstelltes Gutachten prognostiziert, dass im Jahr 2030 etwa jede zweite Stelle im ärztlichen und nichtärztlichen Bereich der CF-Versorgung nicht besetzt werden kann. Umso wichtiger ist es, nachhaltig für das Thema Mukoviszidose zu gewinnen.

Bei Dr. Simon Gräber stehen die Zeichen dafür gut: Er wird sich nach seiner anstehenden Facharztprüfung in der Kinderpneumologie weiterbilden.