Forschungspreis

Christiane Herzog Preis für Mukoviszidose-Forschung

Forschungsförderung gehört zu den Kernaufgaben unserer Stiftung. Mit den Betroffenen, ihren Familien und Therapeuten hoffen wir darauf, dass neue Erkenntnisse in der Grundlagen- ebenso wie in der klinischen Forschung dazu beitragen, noch besser noch länger mit Mukoviszidose leben zu können. Das große Ziel bleibt, die Mukoviszidose eines Tages erfolgreich ursächlich – also am verantwortlichen Gendefekt – behandeln zu können. Dem kommt die Medikamentenforschung jetzt immer näher. Die Hoffnungen und Erwartungen sind weiterhin groß – und klein sind in der Regel die Forschungsbudgets für Mukoviszidose. Dank einer großzügigen Zustiftung war es der Christiane Herzog Stiftung möglich, einen eigenen Preis zur wissenschaftlichen Nachwuchsförderung ins Leben zu rufen. Der Preis wird jährlich vergeben; mit 50.000 € Preisgeld gehört er zu den bestdotierten Nachwuchsforscher-Preisen in Deutschland. Begutachtet werden die Bewerbungen durch den Wissenschaftlichen Beirat der Stiftung: Prof. Dr. med. Dr. rer. nat. Burkhard Tümmler, Hannover, Prof. Dr. Thomas O.F. Wagner, Frankfurt a.M. und Prof. Dr. Marcus A. Mall, Berlin.

Prof. Dr. Tümmler

Prof. Dr. Wagner

Prof. Dr. Mall

Der Wissenschaftliche Beirat zieht dabei auch immer wieder weiteren nationalen und internationalen Sachverstand hinzu. Der Vorstand der Christiane Herzog Stiftung trifft ausgehend von den Empfehlungen des Beirats die Entscheidung über den Preisträger.

Die Ausschreibungsunterlagen sind unterhalb per Button abrufbar. Der Preis wird im Spätherbst jeden Jahres verliehen.

Der Preis ging bisher je dreimal nach Hannover und Berlin, zweimal nach Heidelberg und je einmal nach Tübingen, Siegen, München, Hamburg, Göttingen und Essen.

Jetzt bewerben und 50.000 Euro Forschungsförderungspreisgeld erhalten

Preisträger

Preisträgerin 2023: Dr. Franziska Miegel

Dr. Franziska Miegel (Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf) wurde mit dem Christiane Herzog Forschungsförderpreis 2023 ausgezeichnet. Zusammen mit Carina von Stackelberg hat die Psychologin das Selbsthilfemanual „MukoHelp: Therapie für die Seele“ verfasst. In einer vom Mukoviszidose e.V. in 2023 geförderten Pilotstudie führten die Autorinnen bereits eine erste Evaluation des Manuals durch. Der mit 50.000 Euro dotierte Christiane Herzog Preis ermöglicht nun eine Fortsetzung dieser Arbeit im Rahmen einer randomisierten, kontrollierten klinischen Studie, um den Effekt der Anwendung der überarbeiteten Fassung des Selbsthilfemanuals für Menschen mit Mukoviszidose zu untersuchen.

2021: Dr. Mathis Steindor

Dr. Mathis Steindor, Nachwuchsforscher am Mukoviszidose-Zentrum der Klinik für Kinderheilkunde III des Universitätsklinikums Essen, erhält für seine Forschung zu Mycobacterium abscessus-Infektionen bei Mukoviszidose den 13. Christiane Herzog Forschungsförderpreis.

Mit seinem Forschungsprojekt will Herr Dr. Steindor einen diagnostischen Test entwickeln, um zuverlässig und schnell einen bestimmten Typ von Mykobakterien zu diagnostizieren. Die Keime des Mycobacterium abscessus complex (MABC) zählen zu den gefürchtetsten Keimen bei Patienten mit Mukoviszidose, denn Infektionen mit diesen Bakterien führen oft zu einer rasch voranschreitenden Verschlechterung der Lungenfunktion und schweren Krankheitsverläufen – manchmal mit fatalen Folgen. Zugleich ist es besonders schwer, diese Mykobakterien zu identifizieren.

Herrn Dr. Steindor sind in einer Vorstudie bereits erste Erfolge gelungen. Die nun geplante Arbeit soll die Sensitivität des Tests weiter verbessern: „Ziel meiner aktuellen Forschungsarbeit ist die Etablierung eines Bluttests auf Basis der Interferon-Gamma-Immunantwort des Patienten auf M. abscessus-Antigene zur Unterstützung der Diagnose einer Infektion, ähnlich dem Bluttest, der zur Diagnose einer Tuberkulose-Infektion verwendet wird.“, erläutert Steindor. Finanzieren wird der diesjährige Christiane Herzog Preisträger diese Forschungsvorhaben mit dem Preisgeld in Höhe von 50.000 Euro.

Bereits seit 2014 forscht Steindor intensiv zu M. abscessus-Infektionen bei Mukoviszidose und hat an zahlreichen klinischen Studien mitgewirkt, die international Beachtung finden. Seit 2017 ist er Oberarzt der Pädiatrischen Pneumologie des Universitätsklinikums Essen und dort in die ambulante und stationäre Versorgung von ca. 100 Kindern und Jugendlichen mit Mukoviszidose eingebunden. Die CF-Zentren der Universitätsmedizin Essen und der Ruhr-Universität Bochum bilden seit 2013 gemeinsam das Christiane- Herzog-Centrum Ruhr. Unter diesem einzigartigen Dach werden aktuell rund 500 Betroffene betreut – davon etwa 350 Erwachsene. Das Christiane Herzog Zentrum Ruhr gehört zu den größten europäischen klinischen Studienzentren. Die Forschungsintensität des CHCR zeigt sich nun auch in der Auszeichnung für Dr. Mathis Steindor.

2020: Dr. Simon Gräber

In seinem Projekt plant Gräber, der am Christiane Herzog Zentrum der Charité forscht, insgesamt 50 CF-Patienten mit seltenen Mutationen zu untersuchen. Die Patienten sollen an der Charité und aus umliegenden CF-Zentren rekrutiert werden. Zunächst ist eine umfassende Untersuchung der Patienten vorgesehen, die typische klinische Untersuchungen wie Lungenfunktionsmessungen und bildgebende Untersuchungen der Lunge, aber auch labormedizinische Untersuchungen zur Messung der CFTR-Aktivität einschließt. So werden z. B. Lungenfunktionsmessungen wie Lung Clearance Index (LCI) und bildgebende Verfahren wie die MRT durchgeführt, aber auch Untersuchungen zur Messung der CFTR-Funktion, wie die nasale Potentialdifferenz (nPD) und die intestinale Kurzstrommessung (ICM) oder der neue FIS-Test an intestinalen Organoiden (FIS = forskolin induced swelling).

Zur Untersuchung der CFTR-Funktion setzt Gräber vor allem auf die „ex-vivo“ Tests wie ICM und FIS-Test, da diese die Möglichkeit bieten, Medikamente patientenindividuell zu testen, ohne dass diese dem Patienten vorher verabreicht werden müssen: ICM und FIS-Test werden im Labor an den Zellen des Patienten durchgeführt, und die zu testende Substanz kann damit außerhalb des Patienten, also „ex-vivo“, untersucht werden. Als Substanzen kommen dabei bereits zugelassene Medikamente in Frage, aber auch in Entwicklung befindliche Modulatoren stehen der Arbeitsgruppe über Kooperationspartner zur Verfügung.

Mit seiner Promotionsarbeit startete Gräber 2008 seine Karriere als CF-Forscher, die er immer neben seiner Tätigkeit als Arzt in der Mukoviszidose-Versorgung fortsetzte. Er zeigt durch seine Tätigkeit, dass „bench to bedside“ in der CF-Versorgung möglich ist: Schon immer richtet er seine Forschung an dem Bedarf in der CF-Versorgung aus und generiert auch umgekehrt aus seiner täglichen Arbeit in der Klinik neue Forschungsfragen – er ist damit ein beispielhafter „Clinician Scientist“. Seit September 2018 wird Gräber im Rahmen des BIH Charité Clinician Scientist Programms gefördert, welches von der Stiftung Charité mitinitiiert wurde.

Foto: Andreas Süß/Stiftung Charité

2019: Dr. Mareike Müller

Erstmals zeichnete die Christiane Herzog Stiftung 2019 eine Forscherin für ihre geschlechtspezifischen Arbeiten aus: Die Humanbiologin Dr. Mareike Müller von der Universität Siegen erhält den elften Christiane Herzog Forschungspreis. Sie untersucht, inwieweit sich der Östradiolspiegel und damit das Geschlecht auf Bakterien der Art Pseudomonas aeruginosa auswirken, die für Mukoviszidose-Patienten eine besondere Belastung und Gefährdung darstellen.

Frauen mit Mukoviszidose (auch als Cystische Fibrose – CF bezeichnet) sind im klinischen Verlauf der immer noch unheilbaren, fortschreitenden Krankheit durchschnittlich stärker betroffen als Männer. Die Ursachen für diese in der Literatur als „Mukoviszidose-Gender Gap“ bezeichneten Unterschiede sind bislang wenig untersucht. Das gerade gestartete Projekt der Nachwuchsgruppe von Frau Dr. Müller geht der Frage nach: Welche Rolle spielt das Sexualhormon Östrogen bei den unterschiedlichen klinischen Verläufen insbesondere mit Blick auf die Infektion mit Pseudomonas aeruginosa?

Die chronische Besiedelung der Atemwege mit Pseudomonas aeruginosa tritt bei Mukoviszidose-Betroffenen meistens bereits nach dem 10. Lebensjahr auf. Im Erwachsenenalter sind über 80% aller CF-Patienten mit diesem Pseudomonaskeim besiedelt. Eine Pseudomonasinfektion bedeutet für die Lebensqualität und -quantität von Mukoviszidose-Betroffenen eine erhebliche Herausforderung, weil sie jene entzündlichen Prozesse verstärkt, die zur Zerstörung der Lunge führen. Leider haben die schleimbildenden Varianten von Pseudomonas aeruginosa die Eigenschaft, sogenannte Biofilm auszubilden, in dem die Bakterien von einer eine schleimige „Schutzhülle“ umgeben sind, die die dauerhafte Vernichtung dieser Bakterien schwierig bis unmöglich machen.

In Vorexperimenten konnte die Frau Dr. Müller mit ihrem Team zusammen mit französischen Kooperationspartnern zeigen, dass die von Mukoviszidose-Patienten isolierten Pseudomonas aeruginosa-Stämme ein unterschiedliches Biofilmwachstum zeigen, wenn das „weibliche“ Hormon Östradiol zum Kulturmedium zugegeben wird.

Ersten Untersuchungen nach verstärkt Östradiol möglicherweise das Biofilmwachstum. Diese Frage soll in dem nun durch die Christiane Herzog Stiftung geförderten Projekt an einer größeren Zahl an Pseudomonas aeruginosa-Isolaten aus Mukoviszidose-Patienten systematisch untersucht werden: Dabei werden Pseudomonas aeruginosa-Isolate von männlichen und weiblichen Mukoviszidose-Patienten hinsichtlich ihres Wachstums verglichen und vor allem die Fähigkeit untersucht, Biofilme zu bilden. In einem zweiten Schritt wird in diesen Untersuchungen getestet, ob die Zugabe von Östradiol das Wachstum und die Biofilmbildung von verschiedenen P. aeruginosa-Stämmen beeinflusst. Sollte sich herausstellen, dass die Isolate von Frauen und/oder die Zugabe von Östrogenen das Wachstum der Bakterien beeinflussen, so könnte dieser geschlechtsspezifische Unterschied einen ersten Hinweis zur Erklärung des „Gender Gaps“ bei Mukoviszidose bieten und dabei langfristig helfen, diese Informationen bei der Therapie zu berücksichtigen.

2018: Dr. Manuel Nietert

Dr. Manuel Nietert ist der zehnte Preisträger des Christiane Herzog Preises. Der promovierte Chemiker arbeitet am Institut für Medizinische Bioinformatik der Universitätsmedizin Göttingen. Seit dem 1. Januar 2017 betreut er dort als IT-Projektleiter das DFG-geförderte „CandActCFTR-Projekt“.

Ziel dieses Projekts ist es, systematisch eine Datenbank aufzubauen mit Informationen über all diejenigen Substanzen, deren Einfluss auf den CFTR-Kanal in der Zellmembran bereits getestet wurde. Bei Mukoviszidose ist die Bildung oder die Durchlässigkeit des CFTR-Kanals gestört. Dieser Kanal regelt den Chloridhaushalt in der Zelle. Die Störung in der Bildung oder der Funktion des Kanals führt dazu, dass alle körpereigenen Sekrete eingedickt produziert werden und sich zäher Schleim  – mucus – bildet. Deswegen setzt die Forschung am CFTR-Kanal an. Den Kanal zu bauen oder zu öffnen ist – abhängig von der genetisch bedingten Variante der Mukoviszidose – das Ziel.

Die CandActCFTR-Datenbank soll Mukoviszidose-Forschern dabei helfen, eigene Ergebnisse mit publizierten und nicht-publizierten Daten vergleichen zu können. Durch die Verknüpfung von CandActCFTR zu anderen Chemiedatenbanken ist es möglich, umfassende Informationen über die Molekülstrukturen von potentiell wirksamen oder unwirksamen Substanzen zu erhalten und daraus abzuleiten, welche der „Reparatur“ des CFTR-Kanals dienen könnten.

Im Rahmen des CandActCFTR-Projekts hat Dr. Manuel Nietert eine Software entwickelt, mit der Bilddaten automatisiert ausgewertet werden können. Mit dem Förderpreis der Christiane Herzog Stiftung kann der Göttinger Wissenschaftler nun das Projekt AutoBuSTeD vorantreiben. Es soll eine neue – von belgischen Projektpartnern etablierte -, bildgebende Methode weiterentwickelt

werden, die den Schweiß bei Mukoviszidose-Betroffenen betrachtet. Mit dieser optischen Methode wird die Schweißtropfenbildung in Fotoserien erfasst. Das bietet das Potential, eine genauere Aussage über die Funktion des CFTR-Kanals treffen zu können. Dafür ist es jedoch notwendig, die Bildreihen automatisiert auswerten zu können – und genau dies soll mit dem Fördergeld des Christiane Herzog Preises jetzt ermöglicht werden.

2017: Dr. Mirjam Stahl

2017 hat Dr. Dr. Mirjam Stahl die Jury überzeugt: Ausgezeichnet wurde Frau Dr. Stahls Projekt Longitudinale Untersuchung der CF – Lungenerkrankung im Kindesalter mittels Gasauswaschverfahren (Multiple Breath Washout). Mirjam Stahl ist Fachärztin am Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin und leitende Wissenschaftlerin im Krankheitsbereich Mukoviszidose am Zentrum für Translationale Lungenforschung Heidelberg (TLRC).

Mirjam Stahl und Rolf Hacker mit Stephan Kruip, Vorsitzender des Mukoviszidose e.V.

Mit ihren Arbeiten hat sie schonende, schon im Säuglingsalter einsetzbare Untersuchungsmethoden validiert, die es ermöglichen, schon früh krankheitsbedingte Veränderungen der Lunge zu erfassen, um daraus Therapieentscheidungen ableiten zu können. Das ist auch deshalb besonders wichtig, weil es für den Verlauf der insbesondere die Lunge schädigenden Krankheit Mukoviszidose entscheidend ist, möglichst früh und möglichst zielgerichtet mit der Behandlung zu beginnen. Auch zur Therapiekontrolle und für klinische Studien sind gute sensitive Methoden, die wenig invasiv sind und deshalb schon bei sehr jungen CF-Patienten zur klinischen Beurteilung der Lunge genutzt werden können, notwendig.

2016: Dr. Claudia Brandt

Die Biologin Dr. Claudia Brandt arbeitet in der Sektion Cystische Fibrose der Charité-Universitätsmedizin Berlin. Mit dem Preisgeld  bearbeitet die Berliner Forscherin unter der klinischen Leitung von Dr. Carsten Schwarz das Thema „Epidemiologie, Pathophysiologie, Risikofaktoren und Therapie der Arthropathie bei Cystischer Fibrose“.

Preisträgerin 2016 Dr. Brandt mit dem Stiftungsvorstand

Das Forschungsthema hat sehr hohe klinische Bedeutung, da bei fast 40% aller Patienten mit Mukoviszidose (CF) Gelenkbeschwerden auftreten können. Mukoviszidose-Ärzte beobachten diese Gelenkbeschwerden sehr häufig in Verbindung mit Infektionen der Atemwege . Aber auch unabhängig von akuten Infektionen können die Gelenkbeschwerden bei Patienten mit Mukoviszidose auftreten. Folge davon sind häufig  Bewegungseinschränkungen, die neben den Schmerzen stark die Lebensqualität beeinträchtigen. Klar definierte Therapieleitlinien existieren für diese Beschwerden bis heute leider nicht und führen im klinischen Alltag zu einem individuellen Ausprobieren von anti-entzündlichen Medikamenten, die zugleich die Schmerzen lindern. Diese anti-entzündlichen Medikamente haben bei langer Anwendung aber auch ihrerseits Nebenwirkungen. Mit der Erforschung der Gelenkbeschwerden erhofft sich die Arbeitsgruppe der Charité um Frau Dr. Brandt deren Ursache zu verstehen, um dann gezielte präventive Maßnahmen und gezielte Therapien empfehlen zu können. Bislang fehlen  relevante klinische Forschungsergebnisse auf diesem Gebiet jedoch komplett. Mit dem Ziel diese Forschungslücke schrittweise zu schließen, sollen möglichst viele Patienten aus Berlin und Brandenburg in die Studie eingeschlossen werden. Die ersten Studienergebnisse werden für 2018 erwartet.

2015: Dr. Petra Bacher

Über die Auszeichnung mit dem  7. Christiane Herzog Forschungspreis kann sich Dr. Petra Bacher freuen. Die Biologin forscht an der Berliner Charité über Pilzinfektionen bei Mukoviszidose-Betroffenen.

Dr. Petra Bacher
Foto:Tobias Müller

Für ihr Projekt hat sie rund 100 Mukoviszidose-Betroffene untersucht, um festzustellen, wie deren Immunsystem auf bestimmte Pilze reagiert – wann eine gefährliche Infektion auftritt und in welchen Fällen es bei einer „unauffälligen“ Besiedlung bleibt.
Mit dem Preisgeld in Höhe von 50.000 Euro soll in den nächsten zwei Jahren die Forschung von Frau Dr. Bacher von Pilzen auf Bakterien wie dem gerade bei Mukoviszidose häufigen Keim Pseudomonas aeruginosa ausgeweitet werden. Je mehr Erkenntnisse es über immunologische Antworten auf Infektionen gibt, desto effektiver kann Gegenwehr ergriffen werden gegen Pilze und Keime. Und im Kampf für ein längeres und besseres Leben mit Mukoviszidose ist das von großer Bedeutung.

2014: Dr. Mark Oliver Wielpütz

Die Verleihung des Preises 2014 macht besonders Eltern kleiner Muko-Kinder Mut. Diesmal erhielt Dr. Mark Oliver Wielpütz aus Heidelberg den begehrten Preis. Er arbeitet als Leiter der Juniorgruppe Strukturelle und Funktionelle Bildgebung der Atemwege in der Abteilung Diagnostische und Interventionelle Radiologie am Universitätsklinikum Heidelberg. Der junge Wissenschaftler forscht in Heidelberg daran, ein neues schonendes Verfahren der Magnetresonanztomographie (MRT) erstmals bei Säuglingen und Kleinkindern mit Mukoviszidose anzuwenden. Ziel seiner Studie ist es, ohne belastende Röntgenstrahlen und Kontrastmittel den Verlauf der Krankheit über zwei Jahre engmaschig zu überwachen. So können bereits in einem frühen Stadium Veränderungen der Lunge erkannt werden. Diese frühen Erkenntnisse ermöglichen eine individuelle Behandlung der kleinen Muko-Patienten. Wielpütz: „Unsere Untersuchungen zeigen, dass die Lungenerkrankung bei einigen Patienten bereits im ersten Lebensjahr mit der Entstehung von Schleimpfropfen und Durchblutungsstörungen der Lunge beginnt und dass diese Veränderungen noch reversibel sind, während bei älteren Kindern bereits irreversible Veränderungen der Atemwege sichtbar werden“.

Lange konnten Ärzte Krankheitsverlauf und Therapieerfolg bei Muko-Patienten nur mit der Computertomographie (CT) oder Lungenspiegelung unter Vollnarkose feststellen. Gerade das CT war mit einer hohen Strahlenbelastung verbunden. Wie wichtig die frühzeitige und individuelle Therapie bei Mukoviszidose ist, wissen Eltern und erwachsene Patienten aus eigener Erfahrung. Denn dies schenkt Zeit: Zeit für ein längeres und besseres Leben mit Mukoviszidose. Dafür setzt sich die Christiane Herzog Stiftung ein und dem dient auch der Forschungspreis.

2013: Dr. Andreas Hector

Der 5. Christiane Herzog Preis ging im Jahr 2013 an Herrn Dr. Andreas Hector aus Tübingen. Herr Dr. Hector wird die Auswirkungen von Pilzinfektionen bei Patienten mit Cystischer Fibrose systematisch untersuchen. Denn es gibt Grund zu der Annahme, dass ein Pilzbefall die Lungenfunktion verschlechtert. Auch könnte es einen Zusammenhang mit der Einnahme inhalativer Antibiotika – wie Mukoviszidose-Betroffene sie vielfach nehmen müssen – geben. „Mit der Förderung durch den Christiane Herzog Preis werden wir in den nächsten zwei Jahren in Kooperation mit verschiedenen CF-Zentren aus Deutschland und Österreich eine Patienten-Biobank erstellen, in der klinische Verlaufsdaten von nahezu 1000 Patienten gesammelt werden sollen. Eine solche länderübergreifende Kooperation ist gerade bei einer seltenen Erkrankung wie Mukoviszidose enorm wichtig und deswegen sind wir für die Förderung unserer Forschungsplattform so dankbar“, so Dr. Hector.

Anhand der dort gesammelten Daten soll nach Zusammenhängen zwischen Infektionen mit Pilzen und klinischen Parametern gesucht werden. Nach Abschluss der Auswertung soll eine Empfehlung möglich sein, wann eine Behandlung von Pilzen angezeigt ist.

 

2012: Dr. Anna Maria Dittrich

In diesem Jahr konnte sich Dr. Anna Maria Dittrich von der Medizinischen Hochschule Hannover freuen: Sie erhielt für ihre Forschung über entzündungshemmende Substanzen für die Mukoviszidose-Therapie die renommierte Auszeichnung. Frau Dr. Dittrichs Forschungsarbeit zielt darauf zu identifizieren, welche Substanzen eine wirksame anti-entzündliche Therapie bei Mukoviszidose ermöglichen könnten. Dazu untersucht sie in Modellversuchen, ob Wirkstoffe, die für andere Erkrankungen wie COPD (chronisch obstruktive Lungenerkrankung) oder Rheuma bereits effektvoll eingesetzt werden, auch in der medikamentösen Behandlung der überschießenden entzündlichen Immunreaktion im Zusammenhang mit Mukoviszidose eine Rolle spielen könnten.
Das Ziel, eine bei Mukoviszidose wirksame anti-entzündliche Substanz zu finden, ist angesichts der Bedrohung, die wiederkehrende Entzündungsprozesse in den Atemwegen gerade für die Mukoviszidose-Betroffenen bedeuten, außerordentlich bedeutsam.
„Im Moment gibt es nur wenige Medikamente, durch die wir die Entzündung der Atemwege bei Mukoviszidose verringern können. Dabei ist es ja gerade die fortschreitende Entzündung, die den Krankheitsverlauf maßgeblich beeinflusst. Ich möchte mit meiner Forschung dazu beitragen, effiziente anti-entzündliche Medikamente zu finden. Der Christiane-Herzog-Preis ermöglicht mir erste Schritte in diese Richtung. Dafür bin ich sehr dankbar“ – sagt Dr. Anna Maria Dittrich.

2011: Dr. Nina Cramer

Die Biochemikerin Dr. Nina Cramer von der Medizinischen Hochschule Hannover war 2011 Trägerin des Christiane Herzog Preises. Ausgezeichnet wurde ihre Forschung am Keim „Pseudomonas aeruginosa“.
Frau Dr. Cramer geht es darum zu verstehen, warum der für Mukoviszidose-Betroffene besonders problematische Pseudomonas-Keim so widerstandsfähig ist und wie er sich im Laufe der Besiedlung an die Lunge anpasst.
Pseudomonas ist ein wasserliebendes Bakterium, für das der zähe Schleim in den Atemwegen Mukoviszidose-Betroffener ein idealer Nährboden ist. Die Folge einer Besiedlung mit Pseudomonas sind chronische Infektionen, die das Lungengewebe massiv zu schädigen vermögen. Deshalb muss die chronische Pseudomonasinfektion regelmäßig und konsequent behandelt werden, um Gewichtsabnahme, Verschlechterung der Lungenfunktion und Minderung der körperlichen Belastbarkeit zu verhindern. Diese
Behandlung aber wird umso schwerer, je erfolgreicher der Keim sich an seine Umgebung anzupassen vermag.

Frau Dr. Cramer hat anhand von Bakteriensammlungen in Hannover und im internationalen Austausch mit anderen Mukoviszidose-Forschern untersucht, wann und wie im Verlaufe einer Infektion sich das Bakterium so an seinen „Wirt“ – den Mukoviszidose-Kranken – anpasst, dass er nur noch schwer zu beseitigen ist. Außerdem erforscht sie, ob es einen Zusammenhang zwischen dieser Anpassung und den Schweregrad des Krankheitsverlaufs gibt „Durch diesen Preis ist es uns möglich, erstmals den genauen Anpassungsprozess von Pseudomonas aeruginosa an die Mukoviszidose-Lunge zu verstehen und somit vielleicht neue Angriffspunkte für eine erfolgreiche Therapie gegen diesen pathogenen Keim zu finden“, fasst Frau Dr. Cramer ihre im wahrsten Sinne des Wortes ausgezeichnete Arbeit zusammen.

2010: Dr. Nikolai Klymiuk

Den zweiten Christiane Herzog-Preis 2010 erhielt Dr. Nikolai Klymiuk aus München für seine Forschung an ei­nem wegweisenden Tier-Modell: Durch die genetische Übertragung von Mukoviszidose auf Schweine lassen sich Fragestellungen untersuchen, denen am menschlichen Patienten bislang nicht nachgegangen werden kann. Das trägt zum einen zum besseren Verständnis des Krankheitsverlaufs bei, bietet andererseits aber auch die Möglichkeit, neue Therapie- und Behandlungswege ausführlich zu testen, bevor sie in der klinischen Forschung erprobt werden.
Das Mukoviszidose-Schwein spiegelt das Bild der humanen Patienten weitgehend wider. Es wird bereits von mehreren Forschungsgruppen im europäischen Raum genutzt und an der LMU München weiter verfeinert, um der europäischen Mukoviszidose-Forschergemeinde langfristig ein Modell zur Verfügung zu stellen, das es erlaubt, die hochkomplexe Krankheit detailliert zu untersuchen.
Ohne die Anschubfinanzierung durch den Christiane-Herzog-Preis wäre das nicht möglich gewesen, so Dr. Klymiuk: „Die Entwicklung von Großtiermodellen ist zeitaufwendig und teuer – deshalb haben wir uns über das Vertrauen der Stiftung in unsere Arbeit besonders gefreut. Die Zuerkennung von Anschlussfinanzierungen und das breite Interesse, auf das unser Modell in Deutschland und ganz Europa stößt, zeigt: Wir sind auf dem richtigen Weg.“

2009: Dr. Nico Derichs

Der erste Christiane Herzog-Preis 2009 wurde verliehen an Dr. Nico Derichs aus Hannover (heute Charité Berlin) für die Durchführung des Projektes „Präklinische „ex-vivo“-Testung neuer Wirkstoffe zur Korrektur des Basisdefektes bei Mukoviszidose“. Dr. Nico Derichs hatte dafür ein Modell entwickelt, das es ermöglicht, die – bei Mukoviszidose gestörte – Chloridkanalfunktion außerhalb des Körpers („ex vivo“) zu messen. Das Modell erleichtert es, neue pharmakologische Substanzen aus der „Forschungspipeline“ an menschlichem CF-Gewebe zu testen – ohne Risiko für den Patienten.

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