Der 11. Christiane Herzog Preis

ist verliehen

Frauen sind anders – auch in der Mukoviszidose-Therapie

 

Erstmals zeichnet die Christiane Herzog Stiftung eine Forscherin für ihre geschlechtspezifischen Arbeiten aus: Die Humanbiologin Dr. Mareike Müller von der Universität Siegen erhält den elften Christiane Herzog Forschungspreis.

Die Preisträgerin untersucht, inwieweit sich der Östradiolspiegel und damit das Geschlecht auf Bakterien der Art Pseudomonas aeruginosa auswirken, die für Mukoviszidose-Patienten eine besondere Belastung und Gefährdung darstellen.

Frauen mit Mukoviszidose (auch als Cystische Fibrose – CF bezeichnet) sind im klinischen Verlauf der immer noch unheilbaren, fortschreitenden Krankheit durchschnittlich stärker betroffen als Männer. Die Ursachen für diese in der Literatur als „Mukoviszidose-Gender Gap“ bezeichneten Unterschiede sind bislang wenig untersucht. Das gerade gestartete Projekt der Nachwuchsgruppe von Frau Dr. Müller geht der Frage nach: Welche Rolle spielt das Sexualhormon Östrogen bei den unterschiedlichen klinischen Verläufen insbesondere mit Blick auf die Infektion mit Pseudomonas aeruginosa?

Die chronische Besiedelung der Atemwege mit Pseudomonas aeruginosa tritt bei Mukoviszidose-Betroffenen meistens bereits nach dem 10. Lebensjahr auf. Im Erwachsenenalter sind über 80% aller CF-Patienten mit diesem Pseudomonaskeim besiedelt. Eine Pseudomonasinfektion bedeutet für die Lebensqualität und -quantität von Mukoviszidose-Betroffenen eine erhebliche Herausforderung, weil sie jene entzündlichen Prozesse verstärkt, die zur Zerstörung der Lunge führen. Leider haben die schleimbildenden Varianten von Pseudomonas aeruginosa die Eigenschaft, sogenannte Biofilm auszubilden, in dem die Bakterien von einer eine schleimige „Schutzhülle“ umgeben sind, die die dauerhafte Vernichtung dieser Bakterien schwierig bis unmöglich machen.

In Vorexperimenten konnte die Frau Dr. Müller mit ihrem Team zusammen mit französischen Kooperationspartnern zeigen, dass die von Mukoviszidose-Patienten isolierten Pseudomonas aeruginosa-Stämme ein unterschiedliches Biofilmwachstum zeigen, wenn das „weibliche“ Hormon Östradiol zum Kulturmedium zugegeben wird.

Ersten Untersuchungen nach verstärkt Östradiol möglicherweise das Biofilmwachstum. Diese Frage soll in dem nun durch die Christiane Herzog Stiftung geförderten Projekt an einer größeren Zahl an Pseudomonas aeruginosa-Isolaten aus Mukoviszidose-Patienten systematisch untersucht werden: Dabei werden Pseudomonas aeruginosa-Isolate von männlichen und weiblichen Mukoviszidose-Patienten hinsichtlich ihres Wachstums verglichen und vor allem die Fähigkeit untersucht, Biofilme zu bilden. In einem zweiten Schritt wird in diesen Untersuchungen getestet, ob die Zugabe von Östradiol das Wachstum und die Biofilmbildung von verschiedenen P. aeruginosa-Stämmen beeinflusst. Sollte sich herausstellen, dass die Isolate von Frauen und/oder die Zugabe von Östrogenen das Wachstum der Bakterien beeinflussen, so könnte dieser geschlechtsspezifische Unterschied einen ersten Hinweis zur Erklärung des „Gender Gaps“ bei Mukoviszidose bieten und dabei langfristig helfen, diese Informationen bei der Therapie zu berücksichtigen.

Der mit 50.000 Euro dotierte Christiane Herzog Forschungsförderpreis wird jährlich vergeben. Die Ausschreibung erfolgt in Kooperation mit dem Mukoviszidose e.V..
Der wissenschaftliche Beirat der Christiane Herzog Stiftung begutachtet die eingereichten Anträge in einem einstufigen Verfahren unter Hinzuziehung externer Gutachter. Die Entscheidung trifft der Vorstand der Christiane Herzog Stiftung unter Ausschluss des Rechtswegs.

Stefan Kruip, Vorsitzender des Mukoviszidose e.V., und Rolf Hacker, Vorsitzender der Christiane Herzog Stiftung, freuen sich mit Preisträgerin Dr. Mareike Müller

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